Die Angst fährt immer mit
Beim Großeinsatz in Arzberg sind 23 Kräfte des Rettungsdienstes im Einsatz. Die Corona-Krise fordert das BRK extrem. Zum Eigenschutz gibt es einen Hygiene-Plan.
Beim Großeinsatz in Arzberg sind 23 Kräfte des Rettungsdienstes im Einsatz. Die Corona-Krise fordert das BRK extrem. Zum Eigenschutz gibt es einen Hygiene-Plan.
Wunsiedel - Die Corona-Pandemie hat das Leben in allen Bereichen völlig auf den Kopf gestellt. Doch jene, die in "system relevanten" Berufen arbeiten, hält das heimtückische Virus extrem auf Trab. Immer nah anden Menschen dran, von denen man eigentlich großen Abstand halten sollte, sind die Mitarbeiter des Rettungsdienstes im BRK-Kreisverband Wunsiedel. Die Einsätze sind nicht ungefährlich. "Die Angst fährt immer mit", verdeutlicht BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Ulbrich im Gespräch mit der Frankenpost. So war es auch am Samstag beim größten Einsatz des Rettungsdienstes während der Corona-Krise, als in Arzberg die letzten elf Bewohner des Pflegeheims "Löwenzahn", in dem das Virus ausgebrochen war, evakuiert worden sind (wir berichteten). "23 Leute waren mit neun Fahrzeugen bis nachts im Einsatz", sagte Ulbrich.
Solche Einsätze hinterlassen Spuren bei allen Beteiligten, weiß der Geschäftsführer des Roten Kreuzes."Man denkt, man lebt auf einem anderen Planeten, wenn man die Rettungsdienstler in ihrem Vollschutz sieht." Sicherlich sei das auch für die Bewohner des Altenheims eine beängstigende Situation gewesen, kann sich Ulbrich gut vorstellen. Seit Beginn der Corona-Krise habe die Zahl der Einsätze für den Rettungsdienst (2019: 59 täglich) um acht Prozent zugenommen, rechnet der BRK-Chef vor. Und das, obwohl die klassischen Krankenfahrten wegen der Rückstellung von Operationen zurückgegangen sind. "Im Rettungsdienst sind bei uns derzeit 105 Beschäftigte eingesetzt. Davon befinden sich 14 junge Menschen in der Ausbildung."Der Nachwuchs könne die Rettungssanitäter momentan gut unterstützen, zumal die Berufsfachschule in Bayreuth geschlossen ist.
Im BRK-Haus in Marktredwitz wird derzeit eine Zweifach-Besetzung gefahren."Ein Teil arbeitet im Home-Office, der andere im Haus", erklärt der Geschäftsführer. "Denn sollte das Corona-Virus hier zuschlagen, ist gewährleistet,dass ein Teil der Mannschaft auf jeden Fall einsatzfähig bleibt. "Er selbst sei rund um die Uhr erreichbar, versichert Ulbrich. Einsätze bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen sind heute komplizierter als bisher. Schon vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes versuche die Rettungsleitstelle alles abzufragen, damit man das Krankheits-Muster noch besser einordnen kann und darauf vorbereitet ist, sollte der Patient auch mit dem Corona-Virus infiziert sein.
Die Patienten würden mit einem OP-Mundschutz versehen und erst nach Messen der Temperatur in den Rettungswagen gebracht. Natürlich rückten die Sanitäter nur mit Vollschutz aus. "Wir haben für unsere Leute wirklich die beste Ausrüstung, außerdem die FFP2-Masken mit Filter und eine Schutzbrille, denn auch die Augen müssen vor Tröpfchenübertragung geschützt werden." In der Notaufnahme werde sofort ein Abstrich beim Patienten gemacht. Im Rot-Kreuz-Haus habe man einen Hygiene-Plan aufgestellt. So gebe es spezielle Umkleiden und Duschen. Schuhe von Einsätzen müssten vor Betreten des Rot-Kreuz-Hauses gewechselt werden, ebenso müsse die Schutzkleidung runter. "Unser Lagerbestand ist gottseidank ausreichend. Aber wir brauchen das auch, denn die Sanitäter sind immer nah dran. Und es haben ja alle Familie. Da braucht es diesen extremen Schutz", unterstreicht der Kreisgeschäftsführer. Die Fahrzeuge würden nach den Einsätzen desinfiziert, generell stünden zwei Fahrzeuge nur als Infekt-Fahrzeuge bereit.
Weil die Einsätze gerade in Corona-Zeiten für die Rettungskräfte doch sehr belastend sind, freut sich Thomas Ulbrich für seine Mitarbeiter, dass auch sie zu denen gehören, deren Leistungen jetzt mit einem Extra-Bonus honoriert würden. "Das ist eine schöne Anerkennung ihrer Leistung an vorderster Front." Trotz Corona-Krise gebe es auch kaum krankheitsbedingte Ausfälle unter den Rettungskräften. Nach der katastrophalen Situation in Mitterteich richte man sich auf das Schlimmste ein. Eng arbeite das Rote Kreuz mit THW und Feuerwehr zusammen. "Wir haben einen Krisenstab und bereiten uns auf alles vor", sagt Ulbrich.