Theater wird zum Impfzentrum
Erstmals lädt das BRK in Selb zum kleinen Pikser gegen die Pandemie. 90 Frauen und Männer aus der Risikogruppe 1 waren am Donnerstag an der Reihe.
Im Foyer des Rosenthal-Theaters ist es ruhig. Von Hektik keine Spur. Auf dem Tresen, auf dem sonst in der Pause die Sektgläser stehen, liegen Nierenschalen aus Pappe, darin Alkoholtupfer, Pflaster und Spritze. Eine ältere Dame hat die Anmeldung hinter sich und wird von zwei Bundeswehrsoldaten freundlich auf einen Sitzplatz vor den Vitrinen geleitet. Einen Moment muss sie noch warten, dann geben ihr die BRK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem anderen abgetrennten Raum die Spritze. 90 Selberinnen und Selber waren am Donnerstag zu dem ersten eintägigen Impftermin im Theater geladen.
Wie Daniel Hahn, Leiter des BRK Impfzentrums sagt, werden in einer Viertelstunde sechs Frauen und Männer geimpft. Von 11 bis 16.30 Uhr waren zwei Ärzte, zwei Helferinnen, zwei Verwaltungskräfte, Hahn selbst und vier Bundeswehrsoldaten des Artilleriebataillons 131 aus Weiden im Einsatz. Gerade über die Soldaten freut sich Hahn: "Sonst kämen wir personell auf dem Zahnfleisch daher."
Aktuell verzeichnet das Landratsamt Wunsiedel 6219 Erst- und Zweitimpfungen: Rund 2500 im Impfzentrum Wunsiedel, etwa 2600 in den mobilen Impfzentren, der Rest im Klinikum. Allerdings gibt es im Landkreis etwa 5800 über 80-Jährige. In der Impfgruppe 1, zu der auch Pflegeheimbewohner sowie Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und Rettungsdiensten gehören, sind es insgesamt 10000.
Während im Theater die Helfer gewissenhaft ihren Job machen, bitten draußen Landrat Peter Berek, Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und Kornelia Schaffhauser, Gesundheitsbeauftragte des Landkreises, alle Impfwilligen um Geduld. Wer sich angemeldet habe, komme zwar nicht sofort an die Reihe, aber "wir vergessen niemanden, keiner fällt durchs Raster", versichert Schaffhauser. Dafür spricht auch, dass Daniel Hahn von etwa 20 weiteren Terminen allein in Selb ausgeht. Bisher hat das mobile Impfteam in Schönwald, Kirchenlamitz, Arzberg, Marktredwitz und Selb Station gemacht, am kommenden Montag ist Weißenstadt an der Reihe. Im Moment stehen Hahn und seinem Team wöchentlich für Erst- und Zweitimpfungen 130 Ampullen mit Impfstoff zur Verfügung, aus denen jeweils sechs Dosen gezogen werden. Verimpft werden nach Angabe von Kornelia Schaffhauser ganz nach Zulassung die Impfstoffe von Biontech, Moderna und Astra-Zeneca.
Von einer guten Zusammenarbeit zwischen Landkreis, Kommunen und BRK sprechen Landrat Berek und Oberbürgermeister Pötzsch. Vor allem das Stadtoberhaupt freut sich, dass der vor Wochen angekündigte Termin jetzt stattfindet. Auf dem kleinen Dienstweg gebe es große Unterstützung. Landrat Berek versichert, dass man bewusst in alle Gemeinden gehen werde. Auch er betont den kurzen Draht zu den Kommunen und lobt vor allem den Einsatz des BRK-Kreisverbandes mit Thomas Ulbrich und Daniel Hahn. Berek lässt keinen Zweifel daran, dass man in der "kommunalen Familie" zusammenwirke. Und das über Parteigrenzen hinweg, wie Pötzsch bestätigt. Es gehe aktuell darum, die Infrastruktur für betagte Menschen bereitzustellen. Das funktioniere jetzt in zentraler Lage und barrierefrei im Rosenthal-Theater. Die Rückmeldungen, die er bekommen habe, seien sehr positiv.
Vor dem Hintergrund der jüngst diskutierten Impfvorfälle stärkt der Landrat den Helfern des Roten Kreuzes demonstrativ den Rücken. Man dürfe das BRK, das eine enorm wichtige und gute Arbeit leiste, nicht an den Pranger stellen. Das werde dem großen Engagement nicht gerecht. Grundsätzlich arbeite man auch im Landratsamt an Lösungsstrategien: "Wir tun alles, was irgendwie möglich ist. Wir testen mehr, erarbeiten Konzepte, stehen Tag und Nacht in Verbindung mit Behörden, der Regierung oder dem Schulamt." Und er ist sich sicher: "Wir kommen aus dieser Krise auch wieder raus." Kornelia Schaffhauser schließt sich dem Lob für das BRK an und schließt darin auch die Ärzte ein. Viele Mediziner aus der Region seien im Einsatz, darunter auch Ruheständler.
Allen, die sich telefonisch zur Impfung anmelden wollen, gibt Schaffhauser zwei Tipps: Das Impfzentrum Wunsiedel ist auch samstags und sonntags besetzt. Und am Nachmittag kommt man besser durch als am frühen Vormittag.
Die ältere Dame kommt aus dem abgetrennten Bereich, zieht sich ihre Jacke an und tritt aus dem Theater in den Sonnenschein. Sie hat die erste Hürde genommen.
Wichtige Regeln
Daniel Hahn, Leiter des Impfzentrums, hat zwei große Anliegen: Erstens bittet er die Bürgerinnen und Bürger darum, nicht ohne Termin und Einladung zum Impfzentrum oder den mobilen Impfstellen zukommen. Alle, die sich für die Impfung angemeldet haben, werden benachrichtigt. Seine zweite große Bitte: Pünktlichkeit. Und damit meint er vorallem, dass die zur Impfung Eingeladenen nicht zu früh zu ihrem Termin kommen sollen. Die Impfstellen seien nicht darauf ausgelegt, viele Wartende aufzunehmen. "Fünf Minuten vor dem angegebenen Termin ist okay, eine Dreiviertelstunde ist übertrieben."
Anmelden für die Impfung kann man sich im Internet unter impfzentrum.bayern und telefonisch unter der Nummer 09232/6008959.