Viel schneller beim Patienten
Seit gut einem Jahr fahren Teams des Roten Kreuzes auch Einsätze vom Arzberger Stadtteil Röthenbach aus. Die Zahlen zeigen: Der Rettungsstellplatz ist nötig.
Arzberg - Manchmal ist die Zeit entscheidend, die ein Krankenwagen braucht, um bei Patienten vor Ort zu sein. Dann geht es - im schlimmsten Fall - um Leben und Tod. Etwa bei einem Herzinfarkt oder bei einem Unfall auf einer abgelegenen Landstraße. Weil diese sogenannte Hilfsfrist so wichtig ist, ist in jedem Bundesland geregelt, wie lange ein Rettungswagen von seiner Alarmierung bis zum Zielort höchstens unterwegs sein sollte. In Bayern sind das zwölf Minuten.
1966 Einsätze
Der Rettungsstellplatz in Röthenbach ist an sieben Tagen in der Woche von 8 bis 24 Uhr besetzt. Der Einsatzradius reicht vom Arzberger Stadtteil Seußen im Westen bis nach Schirnding und in Teile Hohenbergs im Osten sowie von Thiersheim im Norden bis Waldsassen im Süden. Bei exakt 1966 Einsätzen (gerechnet bis zum Montag dieser Woche) haben die Teams des Rettungsstellplatzes 68075 Kilometer zurückgelegt. 327 Einsätze, also rund 20 Prozent, waren im Bereich des Arzberger Postleitzahlgebiets nötig.
Damit die Helfer im Bereich Arzberg schneller bei den Patienten sind, ist vor gut einem Jahr im Arzberger Stadtteil Röthenbach ein zusätzlicher Rettungsstellplatz eingerichtet worden. Die Bilanz zeigt es deutlich: Diese Entscheidung war nötig und demzufolge auch gut. Laut BRK-Geschäftsführer Thomas Ulbrich und Rettungsdienstleiter Christian Schwarz, die am Montag bei einem Gespräch mit der Frankenpost eine Übersicht über die Einsätze vorlegten, rückt die Besatzung des Rettungswagens im Durchschnitt 4,9-mal am Tag aus. Der Rettungsstellplatz ist an sieben Tagen in der Woche jeweils von 8 bis 24 Uhr, also 16 Stunden, besetzt. Das heißt: Durchschnittlich etwa alle drei bis vier Stunden machen sich die Frauen und Männer des Rettungsdienstes auf den Weg, um zu einem Menschen zu fahren, der Hilfe braucht. Ein Einsatz beansprucht die Rettungskräfte Schwarz zufolge in der Regel ungefähr eineinhalb bis zwei Stunden.
Es hat eine Zeit lang gedauert und schwieriger Verhandlungen mit den Sozialversicherungsträgern bedurft, bis schließlich am 1. September 2017 der Rettungsstellplatz auf dem Gelände des städtischen Bauhofs in Röthenbach eröffnet worden ist, wie Geschäftsführer Ulbrich erläutert. "Mit der Stationierung und dem Betrieb des Rettungsstellplatzes ist ein für die rettungsdienstliche Versorgung idealer Standort entstanden", sagt er. Die Auffahrt zur Bundesstraße 303 könne in kürzester Zeit erreicht werden. Trotz der hohen Auslastungszahlen gebe es keinerlei Beschwerden aus der Bevölkerung. Dies sei dem Standort am Ortseingang von Röthenbach geschuldet. "Dadurch wurde sichergestellt, dass nicht jede Fahrt zum Einsatz durch den Ortskern verläuft."
Viel Lob hat der BRK-Geschäftsführer für die Stadt Arzberg. "Wir waren von Anfang an willkommen", sagt er. Die Unterstützung bei der Standortsuche, aber auch bei der Umsetzung der geforderten Auflagen für den Rettungsstellplatz waren vorbildlich." Und die Zusammenarbeit mit den Beschäftigten des städtischen Bauhofs sei ebenfalls sehr gut.
Der Rettungswagen ist auf dem Bauhofgelände in einer Halle mit Rolltor untergebracht. In einer früheren Wohnung im Bauhofgebäude residiert die Einsatzzentrale mit der dafür nötigen technischen Ausrüstung. In einem gemütlich eingerichteten Raum kann die Besatzung des Rettungswagens auf ihre Einsätze warten. Dafür werden laut Christian Schwarz täglich eine Zehnstunden- und eine Sechsstunden-Schicht eingeplant. Besetzt sei der Rettungswagen stets mit einem Rettungsassistenten und einem qualifizierten Fahrer, das heißt: einem Rettungsdiensthelfer oder einem Rettungssanitäter. Von 2024 an sei es allerdings bindend, dass ein Notfallsanitäter an Bord sei, erläutert der Leiter des Rettungsdienstes. Dies sei ein neues Berufsbild, zu dem sich derzeit 50 Prozent der bisherigen Mannschaft fortbilden lasse. Außerdem erlernen laut Thomas Ulbrich zurzeit zwölf Auszubildende beim BRK-Kreisverband Wunsiedel diesen neuen Beruf.
Der Rettungsstellplatz sei ein klassischer Fall, in dem medizinische Versorgung gewährleistet werde, sagt Bürgermeister Stefan Göcking. Die Zahlen der Statistik sprächen für sich. Dass das BRK-Team jetzt so nahe sei, sei beruhigend. Wenn man auf Hilfe warte, sei jede Minute wichtig, meint der Rathaus-Chef. "Die Retter müssen schnell beim Patienten sein." Qualität im Rettungswesen müsse entlohnt werden. Und dafür sei Geld nötig.
Der Vertrag mit dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Hochfranken läuft Christan Schwarz zufolge bis zum Jahr 2027. "Wenn sich der Trend für den Rettungsstellplatz Arzberg-Röthenbach so weiterentwickelt, dann hoffen wir auf eine Konzession für eine Rettungswache", sagt er. Diese wäre 24 Stunden am Tag einsatzbereit.
Autor: Christl Schemm/Frankenpost