"Wir kommen jetzt in Riesenschritten voran"
Das BRK verfügt im Kreis Wunsiedel endlich über genug Impfstoff, um ab Montag täglich rund 330 Menschen zu immunisieren. Ab April sollen es sogar rund 650 werden.
Nach einem schleppenden Beginn kommt endlich Bewegung in die Corona-Abwehr: In der kommenden Woche will das BRK Wunsiedel laut Kreisgeschäftsführer Thomas Ulbrich rund 1900 Landkreisbürger impfen.
Sind die 1000 Zusatz-Ampullen, die Söder vor Wochen versprochen hat, im Kreis Wunsiedel gelandet?
Ja, unser Impfzentrum wurde bereits mit einer Teillieferung von 400 Ampullen Astrazeneca berücksichtigt. Weitere Zuweisungen gibt es in der kommenden Woche. Wir kommen jetzt in Riesenschritten voran: Am Freitag haben wir 167 Landkreisbürger geimpft, am Samstag werden es 175 sein und von Montag an bis zum kommenden Samstag können wir täglich sogar rund 330 Menschen impfen.
Wie viele Dosen welchen Impfstoffs bekommen Sie derzeit?
Aktuell stehen uns 500 Ampullen des Impfstoffs Astrazenca zur Verfügung. Das hört sich nach wenig an, aber eine Ampulle reicht für zwölf Impfungen. Zudem wurden wir in dieser Woche mit 798 Ampullen des Biontech-Impfstoffs versorgt. Hier reicht eine Ampulle für sechs Impfungen.
Wie groß ist die Ablehnung von Astrazeneca im Fichtelgebirge?
Die Reaktion der Landkreisbevölkerung auf den Impfstoff Astrazeneca ist durchweg positiv. Die Menge, die uns bislang zur Verfügung stand, konnte ohne Probleme verimpft werden. Die angesetzten Termine sind weitestgehend ausgebucht, es bleiben keine Dosen liegen. Die Impfbereitschaft der Bevölkerung ist sehr groß.
Wie viele Bürger im Landkreis sind bisher insgesamt geimpft?
7 047 Personen, aufgeteilt in 4 603 Erst- und 2444 Zweitimpfungen.
Wann könnten im Fichtelgebirge alle, die wollen, immunisiert sein?
Eine zuverlässige Aussage zu treffen ist sehr schwierig, weil viele Punkte zu berücksichtigen sind, die wir nur bedingt steuern können. Aktuell sind sieben Prozent der Landkreiseinwohner mit einer Schutzimpfung versehen. Wir hoffen, dass wir im März über ausreichend Impfstoff verfügen, um die Immunisierung der über 80-Jährigen im Landkreis zum Abschluss bringen zu können.
Wie viele Impfungen fehlen noch bei den über 80-Jährigen?
Es stehen noch rund 1300 Personen über dem 80. Lebensjahr zur Schutzimpfung an, die aufgrund des begrenzt verfügbaren Impfstoffes Biontech noch in den nächsten Wochen geimpft werden müssen. Alle Angemeldeten aus dem Landkreis werden von uns direkt über ihren Impftermin informiert, wir laden gezielt ein. In den Pflegeeinrichtungen inklusive des betreuten Wohnens wurden 750 Personen geimpft, was einer Deckung von 98 Prozent der Angemeldeten entspricht.
Immer wieder hört man, dass Impfdosen übrig bleiben. Was machen Sie, wenn das passiert?
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass keine Impfdosen verworfen werden. Sollte sich abzeichnen, dass bei Terminen einzelne Impfdosen nicht an die Angemeldeten verimpft werden können, so werden kurzfristig Personen in der gleichen Priorisierungsgruppe informiert und zur Impfung eingeladen.
Was halten Sie von der zunehmenden Aufweichung der Impf-Priorisierung?
Grundgedanke zur Lockerung der Impfreihenfolge war, eine Verschwendung von liegengebliebenem Corona-Impfstoff zu vermeiden. Dieses trifft bei uns weder im Impfzentrum noch in unseren mobilen Impfteams zu.
Welche Gruppen der Unter-80-Jährigen sind inzwischen auch geschützt und wie viele davon?
Bei den Personengruppen unter 80 Jahren, die geimpft wurden, handelt es sich um Ärzte, medizinisches Assistenzpersonal, Klinikpersonal, Beschäftigte in ambulanten Pflegediensten und stationären Einrichtungen, im Rettungsdienst und im Impfzentrum, außerdem Polizisten, Erzieher und Lehrkräfte. In Zahlen ausgedrückt: Hier gab es im Landkreis bereits 1751 Erstimpfungen und 835 Zweitimpfungen.
Sind Lehrer und Erzieher jetzt verstärkt an der Reihe?
Die erste Lehrkraft ist bereits am 26. Februar geimpft worden, als Gesundheitsminister Klaus Holetschek den Kreis besuchte. In der nächsten Woche werden wir insgesamt 154 Grundschullehrer impfen.
Was halten Sie davon, Hausärzte ebenfalls impfen zu lassen?
Durch Unterstützung der Hausärzte bei der Umsetzung der Impfstrategie wird es uns noch weiter gelingen, der Pandemie entgegenzuwirken. Entscheidend wird jedoch die verfügbare Impfstoffmenge sein. So lange wir nur über begrenzte Mengen verfügen, halte ich die Zentralisierung in den mobilen Impfteams und dem Impfzentrum für effizienter.
Schafft es das BRK, ab April täglich 650 Menschen zu impfen?
Ja, der Kreisverband Wunsiedel kann das stemmen. Wir erweitern unsere Kapazitäten im Impfzentrum. Aktuell sind hier vier Impfärzte im Einsatz, dann brauchen wir sechs. Da rund 80 niedergelassene Ärzte mitmachen, befüllt sich der Plan fast von selbst. Was wir allerdings permanent suchen, ist medizinisches Fachpersonal. Der Markt ist leer, aber wir bleiben dran.
Helfen immer noch Soldaten beim BRK mit und was ist Ihre Aufgabe?
Acht Soldaten aus der Ostmark-Kaserne in Weiden unterstützen uns in der Telefonzentrale, bei der Terminanmeldung und EDV-Registrierung im EDV-Programm sowie beim bei Auf- und Abbau der mobilen Impfstationen. Die Zusammenarbeit mit den haupt- und ehrenamtlichen Rot-Kreuz-Kräften ist hervorragend.
Wie beurteilen Sie selbst die aktuelle Situation im Fichtelgebirge?
Nach den vorliegenden Informationen bekommen wir ab April erheblich mehr Impfstoff, sodass wir die Kapazität erheblich erhöhen können: auf über 650 Impfungen täglich. Unsere Planungen zur Ausweitung der Impf-Kapazitäten sind bereits abgeschlossen und die Vorbereitungen laufen schon. Auch die lang ersehnte Impfung immobiler Personen in häuslicher Pflege oder Versorgung wird im April starten. Außerdem sollen weiterhin mobile Impfteams zum Einsatz kommen. Die Hausärzte werden uns ebenfalls bei der Bekämpfung der Pandemie unterstützen. Jede Impfung hilft uns auf dem Weg zur Normalität weiter.